Verselbständigung der Linie, die gleichwohl eingebunden bleibt in die technische Behandlung der Fläche; dies ist eines der Merkmale der zum Teil sehr großformatigen Arbeiten Philipp Hennevogls.

Ausgangspunkt jedes Werks ist immer zunächst die Photographie, die dann in einen Linol- oder Holzschnitt transformiert wird. Anders als erwartet, führt dies jedoch nicht zu einem schlichten Realismus, sondern der Bezug zum Realen wird auf frappierende Art und Weise unterlaufen.Wohl erkennt man auf jeder Arbeit ein Motiv, jedoch erreicht Philipp Hennevogl durch die eingesetzte Technik eine Detailfülle, die es dem photographischen Ursprung entzieht und in den Schnitt selbst überträgt.Erzielt wird damit eine optische Simultanität, das Motiv wird in die Fläche gesetzt und damit dem räumlichen Kontext entzogen.Durch diese Technik werden überbordende Muster erzielt, Strukturen, serielle Flächen, mäandernde und ?orale Linien, die dem Motiv den Realismus austreiben.Durch die Behandlung der Technik werden die Motive der Flüchtigkeit des photographischen Moments entzogen und eingetragen - in doppelter Weise: in das Material und in die Geschichte der Kunst.

Zu sehen sind die großen Register der Kunstgeschichte: Stilleben, Potraits, Landschaften, Architekturen. Diese geraten zu Vexierbildern, in denen das Dargestellte zu oszillieren beginnt: zwischen Realismus und Abstraktion, zwischen Fläche und Linie. Somit stehen sie in einer Tradition, in der sie zugleich eine ganz eigenständige Position einnehmen: denn es geht in Philipp Hennevogls Werken um das Sehen selbst.

Sabine Flach, Berlin 2008




Philipp Hennevogl
Die Techniken des Linolschnitts

Gedreht im MASCHINENRAUM Berlin, Werkstatt für Hochdruck

Ein Video von Patricia Sevilla Ciordia, Juni 2020