Das Werden eines Augenblicks

Diese Serie von drei Werken entstand im Sommer 2020 während einer Pause der Pandemie, in der ich mich um meine sterbende deutsche Großmutter kümmerte. Einerseits schien sich die Zeit in mir zu verlangsamen und still zu stehen und andererseits beschleunigte sich gleichzeitig außen um mich herum alles.

Während ich meine Gefühle und die alten Fotos sortierte, auf denen meine 94-jährige Großmutter oder meine Mutter ungefähr halb so alt waren wie ich, fühlte ich mich wie ein in der Zeit gefrorener Reisender. Meine Mutter war gerade 1968 als junge Studentin aus Korea nach Deutschland gekommen. Ungefähr im gleichen Alter war meine Großmutter 1946 ein deutscher Flüchtling.

Im wirklichen Leben zur gleichen Zeit im Jahr 2020 beschleunigte sich der Alltag aufgrund von Nachrichten über die Pandemie, die Beiruter Explosion, den Nawalny-Giftangriff, Waldbrände und durch Aufgaben wie Bestattungsorganisation und Homeschooling. Die Zeit war nicht mehr linear. Aus diesem Widerspruch entstand ein Gefühl innerer Spannung und Konflikte.

Die Selbstporträtserie zeigt diesen Zustand. Die endgültigen Arbeiten stehen auf dem Kopf und rufen beim Betrachter ein ähnliches Konfliktgefühl hervor. Der Zeitfaktor wird im Titel der Bilder als einfache fortlaufende Nummerierung sichtbar.

Wenn die Werke in der Reihenfolge 1 - 2 - 3 aufgehängt werden, wird das Fortschreiten von Konflikt und Auflösung auf den Bildern sichtbar.
Wenn die Werke in der Reihenfolge 3 - 2 - 1 aufgehängt sind, zeigt die Serie das Werden eines Momentes in der Zeit.